Landschaftsschutz | Mountainbike-Strecken stehen unter Beobachtung
Biker auf dem rechten Weg?
Der Mountainbike-Sport legt weiter stark zu. Auch im Wallis. In einem Positionspapier fordert die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz nun eine bessere Planung und eine Minimierung negativer Einflüsse auf Landschaft und Natur.
Allein rund um die Bündner Destinationen Flims und Laax wurden laut Medienberichten zwischen 2008 und 2013 dreimal mehr Bikefrequenzen beobachtet. Auch auf Walliser Pfaden sind Drahtesel immer beliebter. «Mountainbiken erfreut sich bei unseren Gästen grosser Popularität und die Nachfrage nach exklusiven Angeboten wird immer grösser», betont Damian Constantin, Direktor von Valais/Wallis Promotion, auf Anfrage.
«Die geografischen Voraussetzungen unserer Region sind optimal, um sich mit dem Produkt Mountainbike auf dem Markt zu differenzieren.» Das Wallis sei auch immer wieder Austragungsort bedeutender Mountainbike-Events, wie beispielsweise dem sechstägigen Perskindol Swiss Epic. «Das Potential ist diesbezüglich sehr gross.»
Streckenzahl unklar
Im Windschatten dieser Entwicklung und des allgemeinen Trends zum Ausbau der Infrastruktur für den Sommertourismus ist gleichzeitig auch das Angebot an Bikestrecken rasant gewachsen. Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL) etwa geht nach eigenen Recherchen schweizweit von mindestens 221 Strecken aus – ohne reine Tourenstrecken.
Genaue Zahlen seien jedoch schwierig zu berechnen: «Diese Zahl ist wahrscheinlich zu tief, da anzunehmen ist, dass diverse kleinere, nicht offiziell bewilligte Abschnitte, die nur lokal bekannt sind, existieren», heisst es im kürzlich erschienen Positionspapier. Fast zwei Drittel der bekannten Strecken – die meisten sind im letzten Jahrzehnt entstanden – weisen laut Schätzung der SL zudem künstliche Elemente, wie zum Beispiel Kurven oder Sprünge, auf.
Kein Problem mit Bikern
Die wachsende Biker-Gemeinde führt mancherorts nicht nur zu Spannungen mit anderen Wegbenutzern, etwa bei Kreuzungsproblemen mit Wanderern. Auch der Druck auf Flora und Fauna nimmt zu. «Grundsätzlich haben wir kein Problem mit der steigenden Anzahl an Bikern», erklärt Karina Liechti, Projektleiterin bei der Stiftung Landschaftsschutz. «Wichtig ist uns, dass die Nutzung gesamtheitlich geplant und gesteuert wird und dass die Auswirkung auf Landschaft und Natur gering gehalten werden.»
Das gelte besonders für wertvolle Landschaften und Schutzgebiete. «Es müssen Schwerpunktregionen definiert werden. Das heisst: Nicht überall alles ermöglichen und mit grösstmöglicher Sorgfalt vorgehen.» Neue Infrastruktur solle nur zurückhaltend erstellt werden. Illegale Strecken seien zudem zurückzubauen, so die Forderung der SL.
Gesamtheitliche Planung gefordert
Mit der geforderten gesamtheitlichen Planung spricht die Stiftung in erster Linie Konzepte auf kantonaler oder regionaler Ebene an. Dabei seien einerseits Zonen für Biker zu schaffen und in anderen Gebieten klare Verbote zu verhängen. Als positives Walliser Beispiel nennt Liechti das Bikekonzept in Zermatt. «Bei der Konkretisierung in Zermatt sind auch die Umweltverbände einbezogen, was wir sehr begrüssen», betont sie.
Damian Constantin spricht ebenfalls die Wichtigkeit von überregionalen Konzepten an. «Mit dem im 2015 lancierten Projekt Bike Valais Wallis soll das vorhandene Potenzial genutzt werden. Konkret geht es darum, gemeinsam mit verschiedenen Destinationen nachhaltige und marktgerechte Angebote auf überregionaler und kantonaler Ebene zu schaffen.»
Jede Strecke bewilligungspflichtig
Auf Anfrage betont Adrian Zumstein, Dienstchef des Verwaltungs- und Rechtsdiensts des Departements für Verkehr, Bau und Umwelt, dass der Kanton eine gute Übersicht zu den genehmigten Mountainbike-Strecken habe. Eine genaue Zahl anzugeben, sei jedoch schwierig, da diese abhängig von der Berechnungsweise sehr unterschiedlich ausfallen würde, «je nachdem wie man einzelne Strecken, Abschnitte oder unterschiedliche Verbindungen zählt oder nicht.»
Die gesetzliche Grundlage ist jedoch vorhanden: Seit Inkrafttreten des «Gesetzes über die Wege des Freizeitverkehrs» (GWFV) im Januar 2012 müssen Gemeinden grundsätzlich jeden Weg des Freizeitverkehrs innerhalb von fünf Jahren einem Genehmigungsverfahren unterziehen. Bereits zuvor genehmigte Wege, wie insbesondere Fahrradrouten, Rollerskate- und Mountainbike-Pisten, konnten innert zwei Jahren nach Inkrafttreten in einem vereinfachten Verfahren anerkannt werden.
Verschiedene Bewilligungen ausgesprochen
Laut Zumstein sind seither verschiedene Bewilligungsverfahren durchgeführt worden. «Teilweise wurden komplett neue Strecken bewilligt, teilweise bereits bestehende Strecken zu einem Mountainbike-Netz erklärt. Einzelne Bewilligungen wurden zudem für Downhillstrecken, aber auch für sogenannte Flow-Trails erteilt.» Die Gesuche der Gemeinden seien dabei sehr unterschiedlich.
Er hebt einige Beispiele hervor, wie den Flow-Trail Torrent-Albinen mit einer Länge von rund drei Kilometern, den Moostrail-Zermatt sowie die Mountainbikestrecke Zermatt-Täsch, oder das weitläufige Mountainbike-Wegnetz in den Gommer Gemeinden Obergoms, Münster-Geschinen, Reckingen-Gluringen sowie Blitzingen.
Zumstein ist überzeugt, dass die Gemeinden und die Verantwortlichen hierbei grundsätzlich eine gute Arbeit leisten. «Der Kanton unterstützt die Gemeinden bei den Verfahren unter anderen auch mit technischen Arbeitshilfen. Natürlich kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Strecken infolge der Übergangsfrist von fünf Jahren heute noch nicht über die notwendige Bewilligung verfügen.»
pmo
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