Landwirtschaft | DV des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbandes
Berglandwirte fit für die Zukunft machen
Die Landwirtschaft im Berggebiet ist in einem Strukturwandel. Der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband will die Berglandwirte fit machen, damit sie einen zeitgenössischen Pfad beschreiten können.
Seit seiner Gründung im Jahre 1863 tritt der Schweizerische Alpwirtschaftliche Verband (SAV) für die Belange und Interessen der Alpwirtschaft ein. Nach wie vor ist der SAV von grosser Bedeutung für die Berglandwirtschaft. Denn ein Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt im klassischen Sömmerungsgebiet der Alpen. Auf 6800 Alpen arbeiten rund 17’000 Arbeitskräfte, die etwa 600’000 der insgesamt 2,2 Millionen Raufutter verzehrenen Nutztiere der Schweiz während den Sommermonaten in abwegigen, steilen Gebiet betreuen.
SAV will Grundlagen für Muster-Arbeitsvertrag
«Diesen Arbeitskräften müssen wir Sorge tragen», betonte Erich von Siebenthal, Präsident des SAV und SVP-Nationalrat aus dem Kanton Bern. Aus diesem Grund will der SAV die Grundlagen für einen Mustervertrag erarbeiten, der den Mitarbeitern faire Arbeitsbedingungen und Löhne garantiert. «Damit gute Leute weiterhin in der Alpwirtschaft tätig sind», so von Siebenthal. Mauro Gendotti, Präsident der IG Alpkäse betonte, dass es im Berggebiet keine Alternative zur Tierhaltung gebe. Diese präsentiere sich heute aber ganz anders als früher: «Damals hatten unsere Produkte noch einen Wert. Wenn ich nun den Verfall des Milchpreises sehe, dann schmerzt das sehr». Die Alpwirtschaft gerate vor allem wegen der Grossverteiler unter Druck, die sehr gut organisiert seien. «Doch die Alpbewirtschafter haben ein Recht auf ein Stück des Kuchens, den sie machen».
Und immer wieder der Wolf
Nicht überraschend war auch das Thema Wolf ein Diksussionpunkt. «Es kann nicht sein, dass Alpen wegen den Wolfsrissen aufgegeben werden. Es gibt eine rote Linie, die teilweise schon überschritten ist», so der Verbandspräsident. Der SAV hätte mehrmals beim BAFU wegen der Aufgabe von Alpwirtschaften interveniert, sei aber stets abgeblitzt. «Da war nie der Wolf Schuld, sondern es wurde immer auf andere Umstände verwiesen. Das ist doch ein unglaublicher Umgang mit der Problematik», sagte Erich von Siebenthal. Seine Hoffnung ruhen nun auf der Revision des eidgenössischen Jagdgesetzes: «Wir müssen endlich Nägel mit Köpfen machen und den Abschuss der Wölfe vereinfachen», erklärte er.
Berglandwirte in der Pflicht
Der SAV will mehr politischen Einfluss nehmen können und deshalb an Stärke zulegen. Aus diesem Grund hat man im letzten Jahr damit begonnen, mit der Einführung von Kantonalen Sektionen dem Verband neue Strukturen zu geben. «Wir wollen und müssen einen zeitgenössischen Pfad beschreiten», betonte von Siebenthal. Die Berglandwirte seien aber auch in der Pflicht, die Vergandung zu bekämpfen und die Alpwirtschaften zu sanieren und somit dazu tauglich machen, damit der Nachwuchs sich für die Weiterführung der Betriebe begeistern kann.
Begehrter Alpkäse
Um den Alpkäse besser zu vermarkten, wurde im Jahre 2007 die Alpkäsekommission ins Leben gerufen. Seither werden pro Liter Milch 0,525 Rappen für die Vermarktung des Käses erhoben. Dieses Geld sei gut eingesetzt, sagte Mauro Gendotti, der Käse sei bei den Konsumenten beliebt. Im letzten Jahr seien bei den Grossverteilern Coop, Migros oder Manor 161 Degustationen durchgeführt worden.
Grosse Sorgen machen sich manche Berglandwirte zunehmend über ihre Erreichbarkeit. In einigen Tälern gebe es immer noch kein gutes Handy-Netz. Und der nächste Schritt der Swisscom hin zu einer Telephonie via Internet drohe nun manche Alpe von der Aussenwelt komplett abzuschneiden. «Nicht alle Sömmerungsbetriebe verfügen über eine Stromquellel, die Grundlage der neuen Technologie ist. Wir appellieren an die Swisscom, die Grundversorgung auch im Sömmerungsgebiet aufrecht zu erhalten», sagte von Siebenthal.
Agrarpolitik muss für Stabilität sorgen
Im Anschluss an die Hauptversammlung hielt Thomas Egger, Direktor der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB), ein Referat über das Thema «Alpwirtschaft zwischen Unternehmertum und raumplanerischen Schranken». Er hob hervor, dass aufgrund von stets strenger werdenden Gesetzen und Regulatorien sich die Bergdörfer kaum mehr entfalten können. «Wir brauchen nicht mehr Subventionen, sondern weniger Auflagen, damit sich die Berggebiete entwickeln können». Egger sieht das Thema Wolf als Stellvertreter-Diskussion: «Wir wollen die Alpen als Lebens- und Wirtschaftsraum nutzen und nicht als Naturreservat für einige Wölfe verstanden wissen. Dieses Bild müssen wir hinaustragen.» In Sachen neuer Agrarpolitik 2022+ fordert der Nationalrat vor allem Stabilität. «Die Landwirte können nicht alle vier Jahre ihre Betriebe umstellen». Ein enormes Potenzial sieht Egger im Agrotourismus. Im Vergleich zu Italien oder Österreich hinke die Schweiz noch meilenweit hinterher. Hier zeige sich, dass manch ein gutes Projekt aufgrund raumplanerischen Bedenken aufgegeben werde. Bei der Ausgestaltung des neuen Raumplanungsgesetzes müsse deshalb möglichst viel Handlungsspielraum geschaffen werden. Gemeinsam mit seinem Nationalratskollegen Erich von Siebenthal wolle er in der kleinen Kammer seinen Beitrag dazu leisten.
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